Histidin: Darum ist die Aminosäure essentiell
Bis jetzt spaltet Histidin die Meinung der Wissenschaft und Sportwelt. Ist Histidin nun essentiell oder nicht? Auch heute stützen sich diverse Hersteller von beispielsweise EAA Pulver darauf, dass Histidin semi-essentiell sei. Warum das falsch ist, erfährst du in unserem Artikel.
Aus diesen Gründen wird Histidin mittlerweile als essentiell eingestuft.
Histidin, eine der 21 proteinogenen Aminosäuren, wurde ursprünglich als semi-essentielle Aminosäure eingestuft. Die Annahme war damals, dass Histidin lediglich in bestimmten Lebensphasen, wie Wachstum und Entwicklung, in einem Maße benötigt wird, welches die Aufnahme über die Nahrung notwendig macht und ansonsten in ausreichenden Mengen vom Körper synthetisiert werden kann. In jüngerer Zeit hat sich das allerdings geändert, da neuere, aber durchaus auch ältere Studien zeigen, dass der menschliche Körper nicht in der Lage ist, ausreichende Mengen an Histidin selbstständig zu synthetisieren. Aus diesem Grund wird Histidin mittlerweile als essentiell eingestuft.
Dass Histidin essentiell ist, wurde zuerst an Ratten, dann bei erwachsenen Menschen nachgewiesen, welche wenigstens einen Monat lang mit einer Ernährung versorgt wurden, die einen Histidinmangel im Körper erzeugte. Diese und weitere Studien [1, 2, 3, 4, 5] haben gezeigt, dass der Körper einen Histidin-Mangel in der Ernährung über einen längeren Zeitraum mit einer Abnahme des Hämoglobinspiegels im Blut- und des Carnosins in den Muskeln kompensiert, dann allerdings Mangelerscheinungen auftreten.
Letzte Zweifel beseitigen?
Auch laut der gesundheitlichen Bewertung von Aminosäuren des Bundesinstituts für Risikobewertung ist L-Histidin für erwachsene Menschen essentiell - also unverzichtbar. [6]
Was allerdings auch richtig bezüglich Histidin ist.
Dass in Mitteleuropa ein Histidin-Mangel über die Ernährung entstehen kann, ist im Grunde ausgeschlossen. Der Bedarf an Histidin beträgt pro Tag 8-12 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, oder 0,5 bis 1 Gramm bei durchschnittlichen erwachsenen Personen. Der tägliche Bedarf an Histidin wird bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung in jedem Fall gedeckt.
Lebensmittel | benötigte Menge | Histidin |
---|---|---|
Thunfisch | 100 g | 1090 mg |
Sojabohnen | 120 g | 996 mg |
Linsen | 140 g | 994 mg |
Nudeln | 200 g | 920 mg |
Schweinefilet | 100 g | 990 mg |
Dorsch | 200 g | 1040 mg |
Emmentaler, 45 % Fett | 100 g | 932 mg |
Forelle | 180 g | 1026 mg |
Rinderfilet | 120 g | 972 mg |
Hühnchen | 160 g | 976 mg |
Es gibt Lebensmittel, welche sehr arm an Histidin sind. Insbesondere betrifft das Obst und Gemüse wie zum Beispiel Gurken, Kopfsalat, Spargel, grüne Bohnen, Rot- oder Weißkohl, aber auch Kartoffeln. Das sind allerdings alles keine Lebensmittel, die ausschließlich auf dem Speiseplan stehen.
Die Funktion von Histidin unter den essentiellen Aminosäuren.
Histidin ist eine essentielle Aminosäure (EAA), die wichtige Rolle in verschiedenen physiologischen Prozessen im menschlichen Körper spielt. Hier sind einige der wichtigsten Funktionen von Histidin unter den EAAs und die zugehörigen Studien, die ihre Bedeutung belegen:
- Proteinbiosynthese: Wie andere EAAs ist Histidin ein grundlegender Baustein für die Synthese von Proteinen, die für die Struktur, Funktion und Regulation der Körperzellen erforderlich sind.
- Pufferkapazität: Histidin ist am Puffersystem des Körpers beteiligt und hilft, den pH-Wert in Muskelgewebe aufrechtzuerhalten.
- Vorläufer von Histamin: Histidin ist der Vorläufer von Histamin, einem wichtigen biogenen Amin, das an Entzündungsreaktionen, Immunantworten und der Regulation des Magensäuregehalts beteiligt ist.
- Schutz der Nervenzellen: Histidin hat antioxidative Eigenschaften und spielt eine Rolle bei der Neurotransmission und dem Schutz der Nervenzellen.
- Eisenstoffwechsel und Hämoglobinproduktion: Histidin ist am Eisenstoffwechsel beteiligt und unterstützt die Produktion von Hämoglobin.
Fazit: Histidin - essentielle Aminosäure mit wichtigen Funktionen.
Histidin spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen physiologischen Prozessen des menschlichen Körpers. Als grundlegender Baustein für die Proteinbiosynthese ist Histidin entscheidend für die Struktur, Funktion und Regulation der Körperzellen. Es trägt zur Pufferkapazität in Muskelgewebe bei und ist ein Vorläufer von Histamin, das an Entzündungsreaktionen und Immunantworten beteiligt ist. Darüber hinaus schützt Histidin Nervenzellen durch seine antioxidativen Eigenschaften und ist am Eisenstoffwechsel sowie der Hämoglobinproduktion beteiligt. Verschiedene Studien belegen die Bedeutung von Histidin für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden. Eine ausreichende Histidinzufuhr ist daher unerlässlich, um möglichen Gesundheitsproblemen wie Entzündungen, Anämie, kognitiven Beeinträchtigungen und neurodegenerativen Erkrankungen vorzubeugen. Diese ausreichende Histidinzufuhr kann über eine normale, ausgewogene Ernährung gedeckt werden. Wird nicht genug Histidin über die Ernährung aufgenommen, entsteht mit der Zeit allerdings ein Histidinmangel, der gesundheitliche Beeinträchtigungen und Mangelerscheinungen nach sich ziehen kann. Histidin wird vom Körper nicht in ausreichender Menge selbst synthetisiert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat Histidin auch aus diesen Gründen von behördlicher Seite her als essentiell eingestuft.
Quellen
- [1] J D Kopple and M E Swendseid; Nachweis, dass Histidin eine essentielle Aminosäure bei normalen und chronisch urämischen Menschen ist. (Englisch) Published May 1, 1975; 10.1172/JCI108016
- [2] Joel D. Kopple, Marian E. Swendseid; Wirkung der Histidinaufnahme auf Plasma- und Urin-Histidinspiegel, Stickstoffbilanz und N7-Methylhistidin-Ausscheidung bei normalen und chronisch urämischen Männern. (Englisch); The Journal of Nutrition, Volume 111, Issue 6, June 1981, Pages 931–942
- [3] Roger A. Clemens, Joel D. Kopple, Marian E. Swendseid; Metabolische Wirkungen von Histidin-Mangel-Diäten, die per Magensonde an wachsende Ratten verfüttert werden. (Englisch); The Journal of Nutrition, Volume 114, Issue 11, November 1984, Pages 2138–2146
- [4] Helen L. Anderson, Ei Soon Cho, Patricia A. Krause, Kenneth C. Hanson, Gary F. Krause, Robert L. Wixom; Auswirkungen von Histidin und Arginin in der Nahrung auf die Stickstoffretention von Männern. (Englisch); The Journal of Nutrition, Volume 107, Issue 11, November 1977, Pages 2067–2077
- [5] Ei Soon Cho, Helen L. Anderson, Robert L. Wixom, Kenneth C. Hanson, Gary F. Krause; Langfristige Auswirkungen einer niedrigen Histidinaufnahme auf Männer. (Englisch); The Journal of Nutrition, Volume 114, Issue 2, February 1984, Pages 369–384
- [6] Bundesinstitut für Risikobewertung: Gesundheitliche Bewertung von Aminosäuren.
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Redaktioneller Hinweis: Wir haben am zum ersten mal über »Histidin: Darum ist die Aminosäure essentiell« berichtet und den Artikel inhaltlich zuletzt am 28. März 2024 überarbeitet.
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