Sport nach Tattoo: Tipps und Interview mit Tätowierer

Du erfährst hier, warum der Verzicht auf Sport nach einem frischen Tattoo die bessere Empfehlung ist- aber auch, was du hinsichtlich des Trainings vor einem Tattootermin beachten solltest. Wir haben uns dazu mit dem Zwickauer Tätowierer Florian Leibiger zum Interview getroffen. Er hat über seine Erfahrungen zu diesen Themen gesprochen und gibt hilfreiche Tipps.

Von Denis Waßmann | Überarbeitet am | Von Menschen geschriebener Text
Bild zeigt Sportlerin mit Tätowierungen beim Training

Das wichtigste zum Sport nach dem Tattoo in Kürze:

  • Bis die Haut von innen heraus komplett abgeheilt ist, dauert es bis zu vier Wochen.
  • Die oberflächliche Heilung dauert etwa eineinhalb Wochen.
  • Auf Joggen, Kraftsport und andere Sportarten sollte in den ersten ein bis zwei Wochen komplett verzichtet werden.
  • Beim Sport können durch reibende Kleidung und Schweiß Infektionen gefördert und das Tattoo beschädigt werden.
  • In der ersten Woche keine Vollbäder, das Tattoo nicht der direkten Sonne aussetzen.

Tattoos - schon lange kein bloßer »Seemannsschmuck« mehr.

Laut Statista sind etwa 27 Prozent der Deutschen tätowiert. [1] Die Ästhetik ist dabei der häufigste Grund, warum sich Menschen tätowieren lassen, gefolgt von der Erinnerung an bestimmte Personen. In der westlichen Welt fand man Tätowierungen früher vorrangig bei Seemännern oder Sträflingen. Mittlerweile findest du sie in jeder Gesellschaftsschicht. Prominente Beispiele sind hier der absolute Tattoo-Fan und Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke [2], der Fußballer David Beckham oder Bettina Wulff- die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten und Chefin einer PR-Agentur.


Welchen Einfluss hat das Tätowieren auf deinen Körper?

Wenn du dich für ein Tattoo entscheidest, ist es wichtig, zu verstehen, was dabei mit deiner Haut passiert. Die Haut ist dein größtes Organ und sie ist komplex. Bei einer Tätowierung dringt eine Nadel mehrmals pro Sekunde in die zweite Hautschicht, die Dermis, ein und injiziert Farbpigmente. Diese Pigmente bleiben dann in der Dermis verankert, was das permanente Bild deines Tattoos erzeugt. Es ist ein invasiver Prozess, der zu Hautirritationen und Entzündungen führt. Dein Körper reagiert darauf, indem er versucht, die Fremdkörper – in diesem Fall die Tinte – zu entfernen, was zu einer Schwellung und Rötung der Haut führt.


Zu mir kommen regelmäßig Sportler ins Tattoostudio und ich betreibe auch selbst etwas Sport- kenne also die Nöte hinsichtlich Training oder Trainingsausfällen, die Frauen und Männer gleichermaßen haben. Nach einem frischen Tattoo zum Beispiel auf dem Rücken, dem Bein oder den Rippen eine Zeit lang auf Sport zu verzichten, entscheidet allerdings darüber, ob das Tattoo am Ende auch wirklich perfekt wird und man lange Freude daran hat.

Bild zeigt Tätowierer Florian Leibiger

Unser Ansprechpartner für Tätowierungen ist Florian Leibiger von Paintgun Designs. Du findest die wirklich guten Arbeiten des Zwickauer Künstlers auf Instagram oder auch Facebook.

Im Interview mit Florian Leibiger von Paintgun Designs.

Welches Problem begegnet dir beim Tätowieren am häufigsten?

Florian: Das Grundproblem ist, dass die Leute oftmals nicht daran denken, dass es beim Tätowieren nicht um ein rein ästhetisches »Anmalen« der Haut geht, sondern dass in der Haut bei diesem Prozess durchaus viel passiert. Der Körper und das Immunsystem haben damit zu kämpfen. Das geht beim »Durchhalten« beim Tätowieren selbst los, wo die Leute denken, das Tattoo muss nun unbedingt fertig werden, egal wie gereizt die Haut bereits ist. Die Leute denken, die Nadel geht in die Haut, die Farbe geht rein und dann ist das abgeschlossen. Dabei ist das erst der Beginn.

Wie lange dauert der Heilungsprozess und wie lange sollte man auf Sport verzichten?

Florian: In den ersten 24 Stunden nach dem Tätowieren setzt erst einmal die Wundheilung ein. In dieser Zeit tritt Wundsekret aus. Nach 24 Stunden hört das auf und erst dann lagert sich die Farbe richtig ein. Über das Tattoo bildet sich eine Art »Babyhaut« – es wird milchig und die Farbe erscheint erstmal in eher bläulich-gräulichen Farbtönen. Bis die Haut von innen heraus richtig ausgeheilt ist, dauert es bis zu vier Wochen. Die oberflächliche Heilung findet in den ersten eineinhalb Wochen nach dem Tätowieren statt. Man sollte aus diesem Grund und je nach Heilungsprozess mindestens ein bis zwei Wochen komplett auf jede Art von Sport verzichten.

Die Sportart spielt nach der Tätowierung für die Dauer der Pause also keine Rolle?

Florian: Ob Kraftsport, Joggen oder andere Sportarten- ein Problem für das Tattoo ist die Kleidung, die auf der tätowierten Körperstelle reiben kann. Ein weiteres Problem ist der vermehrte Schweiß, der sich bei einer körperlichen Anstrengung wie Sport bildet und das Infektionsrisiko erhöht. Schweiß kann auch den Heilungsprozess der Tätowierung stören, indem er die empfindliche Haut aufweicht und reizt, die Farbheilung beeinträchtigt und die Tätowierung in manchen Fällen verblassen lässt. Die Sportart selbst spielt da erst mal keine Rolle. Speziell beim Kraftsport kommen Dehnungen der Haut hinzu, die zu einer Art Rissen im Tattoo führen können. Solche Probleme sehe ich bei Kraftsportlern und Bodybuildern häufig. Im Tattoo kann man dann Beschädigungen in Form von kleinen Streifen sehen.

Du hast uns selbst darauf aufmerksam gemacht, dass du auch immer wieder mit dem Problem Sport vor dem Tattoo konfrontiert wirst.

Florian: Ja, die wenigsten denken daran, merken es aber spätestens, wenn sie bei mir auf dem Stuhl sitzen: Ein zum Beispiel Armtraining vor dem Tätowieren des Arms, weil man mit dem frischen Tattoo ja Pause machen muss, ist eine wirklich schlechte Idee. Der Arm ist nach dem Training »aufgepumpt«, die Durchblutung ganz anders. Das Schmerzempfinden verändert sich und ein wirkliches Entspannen, das dem entgegenwirken könnte, ist nicht möglich. Deshalb empfehle ich, auch vor dem Tattoo auf Sportarten zu verzichten, welche die jeweilige Körperregion belasten, die tätowiert werden soll.

Welchen Rat gibst du Sportlern abschließend, wenn sie sich tätowieren lassen wollen?

Florian: Es ist ratsam, in den ersten zwei Wochen nach der Tätowierung starke körperliche Aktivitäten und alles, was starkes Schwitzen verursachen könnte, zu vermeiden. Außerdem ist es wichtig, die Tätowierung sauber und trocken zu halten und den Anweisungen des Tätowierers zur Pflege des frischen Tattoos zu folgen. Wenn man das macht, stehen die Chancen gut, dass man ein perfektes Ergebnis erhält.

Dein Experte für dieses Thema

Ich liebe und betreibe seit 1996 Sport, trainiere heute noch mindestens drei mal pro Woche im Bereich Kraftsport. Außerdem war ich mehr als 10 Jahre für einen Hersteller von Sportnahrung tätig und bin deshalb tief im Markt verankert. Ich bringe sowohl hinsichtlich Sport, Nahrungsergänzungsmittel, als auch in der redaktionellen Arbeit Know-how mit und kann dich bezüglich wichtiger Fragen rund um diese Themen beraten.


Redaktioneller Hinweis: Wir haben am zum ersten mal über »Sport nach Tattoo: Tipps und Interview mit Tätowierer« berichtet und den Artikel inhaltlich zuletzt am 27. März 2024 überarbeitet.

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